Süsses Leben mit salzigen Preisen

Costa Smeralda und Korsika - Juli / August 2022

Sommerferien in Europa lassen die Costa Smeralda zum Tummelplatz werden. Ruhige, von der Schöpfung besonders gesegnete, Buchten leiden an Verstopfung. Gesellen sich zu Freude für das Auge der Genuss für den Gaumen, ist die Einsamkeit perdu. Für jeden Geldbeutel und jede Passion, sich auf dem Meer von A nach B zu bewegen, gibt es das passende Vehikel zu sehen. Je größer die Bucht mit türkisschillerndem Wasser desto größer die Motoryachten, desto teurer die Restaurants. Außerdem ist  jetzt Saison. Da nimmt der Sarde was geht. Der Korse ist ähnlich geschäftstüchtig. Für eine getrüffelte Pizza im Luxusambiente sind 75,-- € fällig, um ein Beispiel zu nennen. Es ist in diesem Schlemmertempel sogar möglich, sich einen erlesenen Schaumwein für 18.000,-- € servieren zu lassen. - Prösterchen - ! Lobend muss ich allerdings erwähnen, dass sie schon kochen können, die Sarden und Korsen. Hier zeigt sich, dass Franzosen, wie auch Italiener, der Nahrungsaufnahme einen Stellenwert zukommen lassen, der, verallgemeinert gesprochen,  dem Deutschen nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden ist. Satt werden ist nicht das erklärte Ziel. Der Tagesausklang wird mit allen Sinnen gelebt und erlebt. Spät am Abend, auf keinen Fall vor 20:30 Uhr, also bereits nach der Tagesschau, genießt man, möglichst in geselliger Runde, die Kühle nach dem heißen Hochsommertag. Diesen überdauerte man auf der Luxusyacht in angenehm klimatisierten Räumen, ermöglicht durch das konstante Verbrennen von Kraftstoff. Unterteilt in Vor-, Zwischen-, Hauptgang, folgen Dessert, eingerahmt vom Aperitif, Digestif und einem starken, gepressten Kaffee. Hochwertige Produkte, raffiniert zubereitet und kreativ arrangiert, sind tatsächlich gelegentlich ihr Geld wert. Selbstverständlich ist eine Reduktion der Speisfolge erlaubt, was, wie in unserem Fall, dem kleinen Seglermagen und Geldbeutel besser bekommt.


Monströse Motoryachten auf denen, bis auf das Personal, niemand zu sehen ist, strahlen eine gepflegte Langeweile aus. Um das Schiff treiben die schwimmende Yogaplattform und Jetskis. Unterwasserscooter sowie die Wasserskiausrüstung liegen parat. Arrangements von Lounge-, Liege- und Sitzgelegenheiten vereinsamen an beschatteten oder sonnigen Orten, freuen sich auf die täglich pflegende Hand der schönen Hostess. Also alles nach dem Motto: "Man könnte, wenn man wollte." Meine neugierigen Fragen heißen: Wer wohnt da, was machen die und warum? Abends steigen sie ins Beiboot und lassen sich von Crewmitgliedern zu Trüffelpizza und Schaumwein bringen.


Die andere Gruppe der Revierbelagerer ist weitaus größer, beansprucht aber pro Kopf nur einen Bruchteil an Fläche. Hunderte, wenn nicht tausende Klein- und Kleinstboote, aus Gummi oder Plastik, beladen mit Kind und Kegel, brausen in die flachsten Ecken sämtlicher Buchten. Hierbei verursachen sie einen solchen Wellengang, dass unsereiner Zerbrechliches sicher platzieren sollte. Wer hat Jetskis erfunden? Ein bis zwei coole Typen/innen hocken, wie Äffchen, auf dröhnenden Wassermotorrädern und knallen, im dazu passenden Affenzahn, von Welle zu Welle. Dies meist in Horden. Schwimmend Bahnen zu ziehen könnte das Leben kosten. Charter- sowie Eignerboote mit und ohne Segel, geben ihr Bestes, um den Eindruck zu erwecken, dass es auf der Welt kein schöneres Revier geben kann. Fünf mal A - Costa Smeralda - süsses Leben mit salzigen Preisen.


Die Temperaturen im Juli / August machen mich träge. Ausgedehnte Wanderungen sind gestrichen. Ein Hauch von Langeweile macht sich breit. Die Suche nach dem luftigen Schattenplatz, um den Tag als Leseratte zu verbringen, werden durch Segeletappen unterbrochen.


Eine historisch sehenswerte Stadt ist Bonifacio im Süden Korsikas. Errichtet, auf einem bis über das Meer hinausragenden Fels lässt vermuten, dass hier ansässige Generationen in größter Angst vor feindlichen Angriffen gelebt haben müssen. Eine zusätzliche Festungsmauer bot größtmöglichen Schutz. Heute schieben sich Touristenströme durch die Gassen. Im imposanten Naturhafen sind Boote und Yachten dicht an dicht fest vertäut. Angst muss man wohl nur noch um sein Erspartes haben. Es kommt auf jeden Fall abhanden, meist freiwillig.


Eine Besonderheit sind die runden Granitfelsen auf Sardinien, die mich an unsere Reise auf die Seychellen erinnern. An der nördlichsten sardischen Spitze, Capo Testa, kann man eine große Anhäufung, der über jahrmillionen glatt und rund geschliffenen Riesen, durchwandern.


Ein schönes Segelrevier mit beeindruckender Landschaft. Die Kombination von Normalnull mit dem Blick auf den knapp Dreitausender von Korsika können meinen Blick stundenlang fesseln.

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