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Um die Fingerspitzen

Peloponnes -  Oktober 2023

Eigentlich wollten wir nur an Land, auf ein Bier und einen Snack. Der Bordkühlschrank hatte noch ein Reisgericht von gestern in Verwahrung. Welle und Wind hatten das Wohlbefinden an Bord ordentlich reduziert. Auf dem Weg unserer Umrundung des Peloponnes waren wir jetzt bereits in Pylos angekommen (zur Erinnerung: Befreiungsschlacht 1821). Am späten Nachmittag brauchten wir dringend festen Boden unter des Füssen. Die Dünung des offenen Meeres machte sich in der Bucht noch deutlich bemerkbar. Wir schlenderten an den Hafenlokalen entlang und blieben an einer Speisekarte hängen, die keine "traditionell griechische Küche" anbot. Sollte sich doch der Kühlschrank weiter um den Reis kümmern - wir saßen im "Fatto con gusto". Hühnchen-Teriyaki, ein japanischer Klassiker war meine erste Wahl. Ein Schmaus für das Auge und den Gaumen. Ich schwärme noch immer und habe den Beweis, dass es doch richtig gute Köche in Griechenland gibt. Meine Geschmacksnerven wurden demnach nicht von Tzatziki und Co. abgestumpft.

Am Nachbartisch saß ein Paar aus der Schweiz, Ende 60, von sehr schlanker Gestalt, braun gebrannt. Vielleicht auch Segler. Entweder hatte der Schutz, der Sonnencreme gegen vorzeitige Hautalterung, nicht funktioniert oder sie sind Sonnencreme-Gegner, auf jeden Fall Sonnenanbeter. Falten sind natürlich und eine Begleiterscheinung des Alters, soviel ist bekannt. Die Ausprägungen variieren. Die Zwei stellten eine gigantisch große Sammlung, dieser Zeichen der Zeit, zur Schau. Das hat mein Achtsamkeitslevel diesbezüglich mal wieder kräftig nach oben gepuscht. 


Wer kennt ihn nicht, den Ausruf eines Beschenkten: "Oh, interessant - mal was anderes".

Wer  kennt sie nicht, die Beschreibung eines Gartens: "Wir mögen es ganz natürlich".

In beiden Fällen sollte man tunlichst nachhaken oder nachschauen. Differente Sichtweisen können für unterschiedliche Interpretationen sorgen. Ebenso ist es uns passiert als die Autorin eine Revierführers ein Städtchen als sehr ursprünglich und unberührt interpretierte. Nach unserem Empfinden ist diese Ortschaft einem jahrelangen Verfall, Schmuddel, Lieblosigkeit und Depression zum Opfer gefallen. Sehr schade! In Erinnerung bleibt uns der Ort Gythio, die ehemals bedeutende Handels- und Hafenstadt, auf jeden Fall wegen eines heftigen Gewitters in der Nacht, mit Sturmböen von 40 Knoten.


Der Oktober neigt sich seinem Ende zu. Obwohl wir den Peloponnes noch nicht komplett umrundet haben und längst nicht jeden Ort der Küsten entlang der Finger besuchten, kann ich ein vorläufiges Fazit ziehen. Diese Halbinsel ist eine Reise wert. Es gibt imposante Berge, steile, sowie auch sanfte, flache Küsten, Kargheit und üppiges Grün. Lage und Beschaffenheit haben dieses Fleckchen Erde wohl schon immer begehrenswert gemacht. Hier wurde viel verteidigt und gekämpft, vieles aufgebaut in der Antike, umgewandelt und ergänzt von Türken, Ägyptern, Venezianern und so mancher kolonialer Hand. Das ist nach wie vor zu sehen und zu bewundern. Möchte man ein wenig italienisches Ambiente, sollte man in Nafplion verweilen und flanieren. Die Venezianer haben das Stadtbild der einstigen Hauptstadt Griechenlands geprägt. Monemvasia liegt auf einem Felsen im Meer. Die liebevoll und fachlich perfekt restaurierte Stadt mutet an wie eine Filmkulisse. Vielleicht gibt es irgendwann einen Regisseur/in mit passendem Drehbuch. Die Natur ist nicht sparsam, wenn es um spektakuläre Besonderheiten geht, wie die Tropfsteinhöhle von Diriou.

Von einem Strandurlaub ist abzuraten. Sandstrände sind Mangelware. Außerdem wäre die Zeit viel zu Schade, die Augen zu schließen oder ein Buch zu lesen, bei soviel Input, durch den der urlaubsreife Geist erholende Abwechslung finden kann.


PS: Ich glaube, dass die sogenannte "traditionell griechische Küche" der Tavernen nicht die Möglichkeiten einer guten griechischen Küche widerspiegelt. Nichtdestotrotz mag auch der einheimische Gast seine Tavernen, liebt Tzatziki, Souvlaki und den griechischen Salat.

Natürlich ist das nicht anders als in deutschen Landen. Hier ist doch auch im Gasthaus das Schnitzel auf dem Teller, mit Pommes und gemischten Salat des deutschen Gastes liebstes Kind.

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