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Vom Einzelkind zum Teamplayer

Chalkidiki / Nördliche Sporaden - September 2024

Eigentlich ist Mitarbeit, aktive Unterstützung oder tatkräftige Hilfe von Mitseglern eine Bereicherung bei der Bewältigung der anfallenden Arbeiten. Auf dem Boot wäre das für mich der pure Stress. Zur Begründung: Wolle und ich haben monatelang an unserer Aufgabenverteilung getüftelt. Sei es das Boot zu segeln, den Bootshalt (Haushalt) zu führen, Spül- und Reinigungsarbeiten an Gegebenheiten und Besonderheiten anzupassen oder die Zubereitung von Speisen zu optimieren. Wir haben Fehler gemacht, daraus gelernt und uns als Team weiterentwickelt. Nicht immer leise haben wir um Kompetenzen gestritten. Und siehe da, irgendwann war Ruhe. Das Team hat sich in voller Reife entpuppt. Es gibt kein Gegeneinander mehr. Die zwei eingefleischten Einzelkinder haben es begriffen. Ein Nicken, ein Blick, ein Handzeichen, ein Wort - es läuft. Natürlich sind wir nicht am Ende unserer Entwicklung angelangt. Es gibt noch viel zu verstehen, zu verbessern, was in unser Tun eingeflochten werden muss.


Wir haben die zweite Hälfte unserer Segelzeit 2024 in Thessaloniki gestartet. Gleich zu Anfang nahmen wir im kleinen Hafen von Nikiti 4 Freunde an Bord. 10 Tage später, auf den nördlichen Sporaden, besuchten uns zwei weitere.


Nun zum Thema der Mithilfe.


Zu Beginn des Törns gibt es bei uns keinen gemeinsamen Supermarkteinkauf à la Chartercrew. Wolle und ich füllen die Pantry nach vorheriger Absprache von Unverträglichkeiten und kulinarischen Abneigungen. Die Zubereitung von Frühstück, Mittagssnack, Obsttellern und Knabbereien liegt allein in meiner Hand sowie auch die Reinigung alles Beschmutzten. An zwei Abenden gibt es auch am Abend Bordküche, wenn es passt einmal BBQ. Hierbei ist Wolle der "Grillmeister". Bei Ankunft der Mitsegler heißt es: Willkommen in unserem zweiten Zuhause, lasst euch verwöhnen. Die Bettwäsche ist aufgezogen, die Handtücher liegen parat. So ist mir das am Liebsten.


Segelsetzen, bergen, reffen, ankern, Wetterbeobachtung mit passender Törnplanung, das machen Wolle und ich. So ist uns das am Liebsten.

Nach Herzenslust darf jedes Crewmitglied chillen, sonnen, sitzen, liegen, quatschen, lesen, schwimmen oder auch schlafen.


Interessant fand ich:

- Trotz vorbeiziehender herrlicher Landschaft ist für den ein oder anderen Mitsegler der Blick aufs Handy oder Tablet reizvoller.

- Während die einen ausgiebig im fast 30 Grad warmen Meerwasser planschen, klammern sich andere minutenlang an der Badleiter fest bis sie meinen, das eiskalte Wasser endlich verkraften zu können.

- Die einen begeben sich mit Flossen und Schnorchel auf Erkundungstour, andere fürchten sich über dunkle Seegrasflächen zu schwimmen.

- Die einen belegen ihren, am ersten Tag ausgewählten Sitzplatz im Cockpit, kompromisslos und andauernd. Andere suchen sich stets neue Plätze irgendwo an Deck für mehr Wind, Ruhe oder auch Unterhaltung.

- Dem einen ist der Zuckergehalt im Orangensaft zu hoch, schmeckt dick Nutella auf dem Brot aber ausgezeichnet.

- Der eine konfrontiert seine Geschmacksnerven in der Taverne mit Unbekanntem. Der andere bleibt bei dem was er kennt. Gyros zum Mittag und am folgenden Abend - kein Problem.

- Für den einen ist es wichtig sein Hab und Gut täglich aufs Neue in den Kojenschränken zu verstauen, Handtücher und Laken zu falten sowie Kissen zu drapieren. Andere kommen wunderbar damit zu Recht, eine Woche im zügellosen Kojenchaos zu verbringen.

- Manche Mitseglerinnen haben eine ganze Kollektion der aktuellen Bademoden im Gepäck und erfreuen die Crew täglich mit dem Anblick neuer Kreationen. Bei anderen kommt es hauptsächlich darauf an überhaupt Badebekleidung eingepackt zu haben. Da musste nicht einmal das Ober- zum Unterteil passen.


Die meisten machten Pause von ihren Essgewohnheiten bezüglich der Menge. Teller und Töpfe waren stets geleert. Entweder was es zu wenig oder es hat geschmeckt.


Alle, die wir zu uns an Bord nehmen sind Freunde. Wir mögen und schätzen sie, freuen uns ihre Eigenarten zu entdecken und geben ihnen die Möglichkeit auch unsere zu erleben. Gerne sagen wir: Schön war's mit euch. Bis zum nächsten mal.


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