Unser neues Code 0 ist dunkelgrau. Wenn sich die 140 m² des leichten Materials am seitlichen Bug blähen, stimmt der Kurs und die Fahrt geht voran. Genau dreimal kamen wir in den Genuss, dann rutschte das Segel vom Masttopp ein Stück nach unten. Rechtszeitig konnten wir es bergen und inspizieren. Da gibt es die Torsionsleine, mit der das Segel zwischen Schiffdeck und Masttopp fest gespannt wird und um die sich das Segeltuch beim Aufrollen wickelt. Am oberen Ende bildet diese Leine eine Öse, die durch eine fest verpresste Manschette äußerste Stabilität bekommt. Vielleicht hatte die zuständige Fachkraft der Segelmacherwerstatt nicht genügend power oder einfach einen schlechten Moment. Wir werden es nicht erfahren. Fakt war: Die Verpressung hat nicht gehalten, was sie soll.
Elvstroem (Selgemacher) hat eine Niederlassung in der griechischen Hafenstadt Preveza, für uns schnell erreichbar. Ganze viereinhalb Wochen hat es gedauert, bis das passende Ersatzteil, was in Norddeutschland nicht am Lager vorrätig war, aus Dänemark seinen Weg nach Preveza fand. Nach ihrem Eintreffen standen alle Gewehr bei Fuß und lieferten gute Arbeit ab. Jetzt hat die Konstruktion wieder ordentlich Spannung. Wir sind glücklich.
Aufgrund der nicht geplanten Verzögerung, lernten wir die Region gut kennen. Auch nicht verkehrt.
Apropos Region: Drei große Marinas mit Charterstützpunkten sind hier im Abstand von wenigen Seemeilen ansässig. Korfu, Preveza und Lefkas.
Egal aus welcher Marina man kommt, auf der Durchreise ist, ob man chartert oder das Schiffchen sein Eigen nennt, der Hotspot des Reviers ist eine Bucht im Norden der Insel Paxos: Lakka. Hier müssen Boot und Besatzung mindestens einmal den Anker im Sand verbuddelt haben. Gut geschützt, türkisfarbenes Wasser, kleiner Ort mit netten Plätzen, Restaurants mit rührigen Wirten, Boutiquen mit Sommerfähnchen und allerlei Accessoires, die Frau für die Urlaubstage unbedingt braucht. Das macht glücklich, hebt die Laune, steigert das Wohlbefinden.
Ab dem späten Mittag sieht man die weißen Bootsrümpfe sternförmig, wie ferngesteuert, auf den place-to-be zuhalten. Gerne dürfen die Segel verstaut bleiben, wenn der Motor die Reisezeit verkürzt. Wer zuerst kommt ankert noch stressfrei. Als wir Ende Juni dort waren zählte ich die stattliche Zahl von 70 Masten. Die Hauptsaison hatte noch nicht begonnen.
Louis und Nikola waren zu der Zeit für eine Woche an Bord. Der Flughafen von Preveza befindet sich an einer Meerenge. Durch diese Passage gelangt man in den Ambrakischen Golf. Ein ruhiges, landschaftlich reizvolles, kleines Segelrevier. Fisch-, delfin- und schildkrötenreich, mollig warmes Badewasser. In Vonitsa fingen wir die Kinder ein, verbrachten den ersten Tag und die Nacht in einer benachbarten Bucht. Hier gibt es einen Strand, eine Strandbar und einen Barkeeper, der sich den Luxus leistet gleichzeitig DJ zu sein. Er fing täglich die Vibrationes (Schwingungen) ein, welche die Strandgäste so aussandten und stimmte seine Musikauswahl dementsprechend ab. In Badehose, mit zotteligem Haar und einer zu kleinen Schildkappe auf dem Kopf steht er hinter seinem Mischpult und beschallt die ganze Bucht mit Musik, die uns gefällt. Freundschaftliche shake-hands und Begrüßungen á la best friends, spätestens nach dem zweiten Besuch, sorgten für einen amüsanten Aufenthalt. Gerne wieder! Um 20:00 Uhr war Ruhe.
Trotz aller Professionalität, in Bezug auf medizinische Versorgung und Hilfe, kamen Louis und Nikola krank an Bord. Besonders der Junge litt fiebrig unter Problemen bezüglich der Nase. Das ganze begleitet von Hustenattacken. Sie schleppen alle ihre Viren wieder mit ins Heimatland, ließen keine zum Andenken bei uns. Wir befürchteten Schlimmes, es blieb aus. Die Aktivitäten der Woche dümpelten auf niedrigem Niveau. Eine Partie Boules am abendlichen Sandstrand war da schon ein Ausreißer.
PS: Ich freue mich besonders, das wir in diesem Jahr schon einige gleichgesinnte Segler kennengelernt haben. Gesellige Abende, bis in den frühen Morgen, haben für interessante Unterhaltung und Spaß gesorgt.
D-61476 Kronberg