Es herrscht Ressourcenknappheit in Punkto Energie und Wasser. Die Wertschätzung steigt enorm mit dem Bewusstsein seiner Endlichkeit (sollte zumindest).
Permanente Kontrolle von Allem was, ohne Funktion, ein Risiko fürs Leben und Überleben wäre.
Vorausschauende Planungen, unter Berücksichtigung der äußeren, schwer bis gar nicht zu beeinflussenden, Gegebenheiten.
Ausreichender Puffer im Finanzhaushalt, denn es kommt in aller Regel teurer als vermutet.
Nahrungsmittelvorräte sollten nur in dem Maße, in Anbetracht von Haltbarkeit, Lagerung und Menge, vorhanden sein, so dass Abfall und Müll auf ein Mindestmaß reduziert werden. Kleidung wird gewaschen, wenn sie schmutzig ist, entsorgt, wenn sie ihre Funktion nicht mehr erfüllt.
Fairer und achtsamer Umgang miteinander gestalten das Zusammenleben angenehm. Dies betrifft die vertraute Mannschaft an Bord, sowie alles Fremde an Land.
Kommunikationsbereitschaft - sollten die Emotionen doch einmal für eine Schieflage gesorgt haben.
Wird eine Situation brenzlig bis gefährlich, hilft es, wenn nur eine Person die Entscheidungen trifft. Zu langes Abwägen, mit Berücksichtigung aller Interessen, verschlechtert die Umstände, im schlimmsten Fall bis zu Katastrophe.
Spaß und Freude durch ein Leben in und mit der Natur. Interessante und lustige Begegnungen mit Gleichgesinnten und Andersdenkenden, wobei der Austausch von Erfahrungen und Tipps immer bereichert.
Meine grobe Auflistung beschreibt das Leben auf einem Segelboot. Unser Leben auf der lei lei. Es funktioniert gut.
Die globalen Aufgaben in Politik und Wirtschaft im großen Weltgefüge zeigen glasklar eine Parallelwelt zu unserer kleinen, finde ich. Es braucht ein Segelboot größeren Ausmaßes. Ist das gefunden, heißt es für alle Machthaber dieser Welt: "Wellcome on board!" Ein Jahr lang ohne Personal. Jeder zahlt das Gleiche in die Bordkasse. Über den Kassenwart sowie den Bestimmer bei Gefahr entscheidet das Los. Ein Restrisiko bleibt immer.
Mit Valentin und seiner Freundin Sandra sind wir am 1. September in die zweite Runde unserer Reise 2023 gestartet. In Messolonghi hat unsere lei lei, brav und unversehrt, auf unsere Ankunft gewartet. Ausgestattet mit neuer Ankerwinsch und gewarteter Maschine mussten wir noch bunkern und Reinigungsarbeiten durchführen. Dann ging es los ins Ionische Meer. Segelneuling Sandra durfte sich zunächst ein wenig eingewöhnen. Wir schipperten in kurzen Etappen. Das Wetter war in der ersten Woche nicht sehr sonnig, dafür ließ das ein und andere Wölkchen etwas Wasser ab. Die zweite Woche eignete sich perfekt zum Baden und Sonnen. Der Wind hätte unsere Segel durchaus mehr fordern können. Das Zusammenleben auf engem Raum hat dafür gesorgt, dass wir uns von allen Seiten beschnuppern durften und mussten. Mal Channel No. 5, mal wie das ungespülte Geschirr von gestern. Das gehört dazu, ist wichtig und richtig.
Valentin durfte seine Schwindelfreiheit unter Beweis stellen, als wir ihn im Klettergeschirr in die Höhen unseres Mastes zogen, wo kleine Wartungs,- und Reinigungsarbeiten zu erledigen waren. Seine Fähigkeiten, in Punkto Tauchen im Hafenbecken, erwiesen sich ebenfalls als großer Erfolg. Ohne Sauerstoffgerät befreite er unseren Beibootanker aus einer Mooringleine in einer Tiefe von 1,8 Metern. Ich sage "Dankeschön", denn beide Aufgaben hätte ich ungern erledigt.
Die Kinder sind wieder zu Hause. Wolle und ich haben uns auf den Weg in den Golf von Korinth gemacht. Eine stürmische Angelegenheit war es, als wir die Rion Brücke unterquerten, das Eingangstor in den Golf. Das Örtchen Nafpaxos wirkt von außen wie aus dem Bilderbuch. Leider schiebt sich eine, nicht endende, Autokolonne in zwei Richtungen durch die, von Touristentavernen überfrachtete, kleine Stadt. Die imposante Burganlage wäre zu besichtigen gewesen, wenn der Ruhetag nicht auf einen Dienstag gelegt worden wäre. Der Aufstieg und die Aussicht haben sich trotzdem rentiert. Das Inselchen Trizonia ist autofrei und gemütlich. Wir blieben gleich drei Nächte.
Wolfgang hockt gerade mit der Lampe auf der Stirn im Motorraum. Nachdem er ein Kabel neu zusammengelötet hat, haben wir wieder Beleuchtung in der Garage. "Es gibt immer was zu tun", sagt er schwitzend, ölverschmiert, ungekämmt und durstig. Ich glaube das braucht er. Er sieht zufrieden aus.
Wenn die Verwandlung unseres Bootes, von der Werkstatt zum Wohnzimmer vollzogen ist, hübschen wir uns auf und nehmen mit unseren Nachbarn aus Erding einen Aperitif.
D-61476 Kronberg